Es war im letzten November, als mein Projektseminar Politik (vom Friedrich-Alexander-Gymnasium) und ich eingeladen waren bei den jungen Flüchtlingen, die in den Integrationsklassen die Neustädter Berufsschule besuchen. Das war nicht unser erstes gemeinsames Projekt, aber bislang war es immer um ein politisches Thema gegangen. Nun aber, inmitten vieler leckerer Speisen aus aller Welt und guter Gespräche wurde deutlich, dass die meisten Jugendlichen, egal ob nun Deutsche oder Flüchtlinge, ein gemeinsames Hobby haben, nämlich Fußball spielen. Bald darauf war allen klar: Da muss ein gemeinsames Spiel her. Siegfried Holzmann, mein Kollege von der Berufsschule, der selbst ein begeisterter Fußballer ist, war sofort hellauf begeistert. Es ging nur noch um den Termin, und der war wahrlich schwer zu finden, entweder standen bei den Elftklässlern Klausuren an oder die Flüchtlinge waren auf Praktikum. Trotz aller Widrigkeiten (und sehr kühlen Temperaturen) war es am 15.Mai aber endlich so weit: Unser gemeinsames Freundschaftsspiel konnte beginnen. Obwohl der Termin in den Ramadan fiel, dem muslimischen Fastenmonat, wollten die Integrationsklassen unbedingt an der Aktion festhalten.
Los ging es mit einer fröhlichen Cheerleader-Einlage, die die Sportlehrerin der Berufsschule mit einigen Mädchen eingeübt hatte, gefolgt vom Einlaufen der Spieler (zur Europa-Hymne) und deren Aufstellung und gegenseitiger Begrüßung. Danach folgten zwei flotte Spiele mit in mehrfacher Hinsicht gemischten Teams: Elftklässler und Migranten, aber auch Schülerinnen und Schüler bunt durcheinander gewürfelt. Das Ganze untermalt von einer mitreißenden Radiomoderation, mit der ein Deutschkurs des Gymnasiums das spannende Geschehen auf dem Rasen gekonnt und witzig kommentierte. So zeigten sich an diesem Tag nicht nur viele sportliche, sondern auch journalistische Talente und die meisten konnten sich von einer neuen Seite zeigen oder ausprobieren.
Alles in allem war es nicht nur eine weitere gemeinsame Aktion des Politik-Seminars mit den jungen Flüchtlingen der Integrationsklassen, sondern wir hatten auch viel Spaß und haben jede Menge übereinander erfahren. Sport kann eben eine schnelle und unkomplizierte Brücke zwischen Menschen bauen. Und auch ich, die ich bislang keine Ahnung von Fußball hatte, habe jede Menge gelernt (Details erspare ich jetzt lieber), vor allem, dass Fußball gar nicht so langweilig ist, wie ich immer dachte. Zumindest nicht, wenn mit solcher Begeisterung gespielt wird.
Andrea Petra Leindecker